Man kann Piercings nicht nur als modischen Körperschmuck betrachten, sondern sie finden auch in der traditionellen und modernen Akupunktur Anwendung. Dieser Blogbeitrag beleuchtet, wie Piercings als dauerhafte Akupunktur-Analogon genutzt werden und welche Erfahrungen damit in verschiedenen Bereichen wie der Migränebehandlung oder bei psychischen Beschwerden gemacht wurden.
Traditionelle Sichtweise der Chinesischen Medizin
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) können Piercings wie eine dauerhafte Akupunktur mit sehr dicken Nadeln wirken. Die Dicke der Nadeln spielt dabei eine wichtige Rolle – je dicker die Nadel, desto stärker die Reizung des Akupunkturpunktes. Piercingschmuck hat typischerweise einen Durchmesser von 1-3 mm und ist damit deutlich dicker als die haardünnen Akupunkturnadeln von 0,1-0,5 mm. Die Wirkung ist umso stärker, je näher das Piercing an einem Akupunkturpunkt oder auf einem Meridian platziert ist.
Laut TCM-Experten können Piercings jedoch auch die Energieflüsse (Qi) im Körper stören oder blockieren. Narbengewebe, das durch das Durchstechen der Haut entsteht, kann ebenfalls den Energiefluss behindern. Bestimmte Piercings wie am Bauchnabel oder im Intimbereich werden daher aus TCM-Sicht eher kritisch gesehen, da hier wichtige Akupunkturpunkte tangiert werden könnten.
Die Wahl des Piercingmaterials spielt aus TCM-Perspektive auch eine Rolle. Traditionell werden goldenen Nadeln eine tonisierende und silbernen eine sedierende Wirkung auf die Energieflüsse zugeschrieben. Moderne Piercingmaterialien wie chirurgischer Stahl wurden in dieser Hinsicht noch nicht bewertet.
Insgesamt herrscht in der TCM eine gewisse Skepsis gegenüber Piercings, da sie als Fremdkörper die natürlichen Energieflüsse im Körper stören können. Andererseits wird ihre mögliche therapeutische Wirkung als Dauer-Akupunktur nicht gänzlich ausgeschlossen. Eine genaue Bewertung hängt vom Einzelfall, der Platzierung und dem Material ab.
Moderne Anwendungen und Erfahrungsberichte
Man findet im Internet viele persönliche Erfahrungsberichte von Menschen, die nach einem Daith-Piercing oder anderen Ohrpiercings eine Linderung ihrer Migräne oder anderer Beschwerden verspürten. Doch obwohl die Idee dahinter auf der traditionellen Akupunktur basiert, mangelt es bislang an überzeugenden wissenschaftlichen Studien, die diese Wirksamkeit belegen würden.
Tatsächlich warnen Ärzte und Fachgesellschaften wie die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) ausdrücklich vor „Migräne-Piercings“. Sie sehen keine Evidenz für die angenommenen Vorteile, dafür aber gesundheitliche Risiken wie Infektionen, Vernarbungen oder Knorpelschäden – insbesondere bei Knorpelpiercings im Ohrbereich.
Einige Experten vermuten eher einen möglichen Placebo-Effekt hinter den positiven Erfahrungsberichten als eine tatsächliche physiologische Wirkung der Piercings. Schließlich unterscheidet sich ein Piercing deutlich von einer Akupunkturnadel und übt einen Dauerreiz aus, gegen den der Körper abstumpfen kann.
Statt auf Piercing-Experimente zu setzen, empfehlen Ärzte bewährte Migränetherapien wie Medikamente, Entspannungstechniken, Physiotherapie oder die Akupunktur durch geschultes Personal. Für diese Behandlungsmethoden gibt es eine deutlich bessere Studienlage als für Piercings. Einige Patienten berichten sogar, dass sich ihre Migräne nach einem Piercing verschlimmert hat.
Zusammengefasst mangelt es an soliden wissenschaftlichen Daten, die Migräne-Piercings als wirksame Behandlungsmethode bestätigen würden. Die potenziellen Risiken werden von Fachgesellschaften als zu hoch eingeschätzt. Wer unter Migräne leidet, sollte sich lieber an etablierte Therapien mit besserer Evidenzlage halten.
Fazit: Wie sinnvoll sind medizinische Piercings?
Piercings mögen auf den ersten Blick eine attraktive Alternative zu herkömmlichen Akupunktur-Behandlungen darstellen. Doch die Studienlage zur Wirksamkeit von therapeutischen Piercings ist noch sehr dünn. Insbesondere bei der Behandlung von Migräne durch Ohrpiercings wie das Daith-Piercing warnen Ärzte und Fachgesellschaften vor dieser Praxis.
Die möglichen Risiken wie Infektionen, Vernarbungen oder Knorpelschäden werden als zu hoch eingeschätzt, während es kaum belastbare Evidenz für die angenommenen Vorteile gibt. Stattdessen sollte man sich an bewährte Therapien wie Medikamente, Physiotherapie oder Akupunktur durch ausgebildete Therapeuten halten.
Letztendlich bleibt die Entscheidung für oder gegen ein Piercing eine sehr persönliche. Wer sich dafür entscheidet, sollte die Risiken kennen und realistische Erwartungen an die Wirksamkeit haben. Für die Behandlung von Beschwerden wie Migräne gibt es derzeit sicherere und besser geeignete Methoden.
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